Wieder auf der Nordinsel angekommen, sind wir sofort an die
Kapiti Coast gefahren, wo wir erneut bei Laurie und Jan schlafen konnten.
Diesmal hatten wir glücklicherweise etwas mehr Zeit und konnten somit länger
als nur eine Nacht dort bleiben. Als Gegenleistung haben wir ab und zu für die
Beiden gekocht.
Sofort fühlten wir uns bei dem alten Ehepaar wieder wie
zuhause. :) Die Zwei haben uns nicht nur die Gegend gezeigt, sondern auch ein
paar Bekannten vorgestellt. So z.B. ihrer Tochter, von deren Grundstück aus man
einen tollen Ausblick über die Region hat. Außerdem waren wir gemeinsam mit
Laurie, der sich sehr für Züge interessiert, im Park, wo wir mit einer Minieisenbahn
ein paar Runden drehen durften. Obwohl wir den Altersdurchschnitt dezent angehoben
haben, war das ziemlich lustig. :D Diesmal haben wir es auch endlich geschafft,
Kapiti Icecream (laut Eisliebhaber Laurie das beste Eis der Welt) zu probieren,
nachdem er uns bei unserem ersten Besuch davon vorgeschwärmt hatte.

Nach einer knappen Woche bei den Beiden war es schließlich
an der Zeit, weiterzuziehen. So starteten wir morgens Richtung Napier. Bevor
wir dort ankamen, legten wir allerdings noch einen kurzen Zwischenstopp bei
„Golden Oaks“ in Hastings ein, wo wir im Dezember fast 3 Wochen gearbeitet
haben. Eigentlich wollten wir unseren früheren Boss fragen, ob wir einen
einzigen Apfel pflücken könnten, aber als wir dann dort waren, haben wir uns
irgendwie nicht getraut. :D Trotzdem war es ein ziemlich seltsames Gefühl,
wieder an diesen Ort, an dem wir damals fast jeden Tag verbracht haben,
zurückzukehren – und irgendwie hat es sich gut angefühlt zu wissen, dass sich
das, was wir in dieser Zeit alles durchgemacht haben, wenigstens gelohnt hat.
Immerhin haben wir in unserer vermutlich schlimmsten Zeit hier in Neuseeland so
viel verdient, dass wir jetzt die letzten Monate nur noch herumreisen konnten,
ohne arbeiten zu müssen. Deshalb konnten wir es uns ruhig auch leisten, später
in Napier shoppen zu gehen (was wir in letzter Zeit übrigens relativ oft
gemacht haben :D). Die Nacht verbrachten wir dann wieder auf einem Campingplatz
am Waikare River. Am nächsten Morgen brachen wir zur Mahia Peninsula auf. Eigentlich
hatten wir geplant, den ganzen Tag dort zu bleiben. Da es allerdings nur eine
Straße gab, die wir dann relativ schnell durchgefahren sind, beschlossen wir,
sofort nach Gisborne weiterzufahren. Die Stadt, in der Captain Cook 1769 erstmals
in Neuseeland an Land ging, hat nicht nur ein paar coole Geschäfte, sondern
auch mehrere schöne Strände. An einem Strand, der etwa 10 Minuten außerhalb der
Stadt liegt, befand sich auch unser Campingplatz. Die etwas teurere Stellplatzgebühr
von 15 Dollar hat sich aber auf jeden Fall gelohnt: Man hatte nicht nur eine
warme Dusche, eine Klospülung und eine Küche mit Toaster usw., sondern man konnte
von dort aus auch super den Sonnenaufgang anschauen und das sogar direkt aus
unserem Kofferraum heraus. :D Das sollte übrigens nicht unser einziger
Sonnenaufgang hier an der Ostküste bleiben, aber mehr dazu später…
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Mahia Peninsula |
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Gisborne |
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Ausblick aus unserem Kofferraum |
Nach dem Frühstück fuhren wir weiter entlang verschiedener Buchten
zum East Cape. Das East Cape ist – wie der Name schon sagt – der östlichste
Punkt des neuseeländischen Festlands. 154m über dem Meeresspiegel steht dort
ein 14m hoher Leuchtturm, dessen ursprünglicher Platz auf East Island war. Wegen
mehrerer Felsabbrüche auf der kleinen Insel wurde er allerdings 1922 auf das Festland
versetzt. Am nächsten Morgen sind wir erneut früh morgens aufgestanden und
wieder dorthin gefahren. Das East Cape ist nämlich einer der ersten Orte der
Welt, an dem man die Sonne sehen kann. Das konnten wir uns natürlich nicht
entgehen lassen, auch wenn die ca. 700 Stufen hinauf zum Leuchtturm an diesem
Morgen schier endlos schienen.
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Die 660m lange Tolaga Bay Wharf wurde übrigens nachdem wir dort waren
gesperrt, da Taucher dort möglicherweise eine Leiche im Wasser gefunden haben. |
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East Cape |
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Die ersten Sonnenstrahlen am 1. März 2015 :) |
Danach ging es Richtung Whakatane – wie immer mit kurzen
Zwischenstopps an Lookouts oder irgendwelchen Stränden. Whakatane selbst hat
uns ziemlich an Tauranga erinnert: die ganzen kleinen Läden, die Promenade, der
Hafen... Dort gab es allerdings keinen Wasserfall und keine Höhle mitten in der
Stadt.
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Wairere Falls |
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Die Muriwai’s Cave ist ein Heiligtum der Maori. |
Natürlich hätten wir das Land, in dem der Bungy Jump
erfunden wurde, nicht verlassen können, ohne selbst einen Sprung in die Tiefe
gewagt zu haben. Weil Anna und Justin uns zuvor eine Adresse in Rotorua
empfohlen hatten, nahmen wir also einen kleinen Umweg in Kauf und fuhren wieder
in die Stadt der stinkenden Schlammtümpel. Agroventures bietet dort eine Kombo
aus Shweeb, Swoop, Freefall XXL, Jetboat und natürlich Bungy Jumping an:
- Shweeb: ist angeblich ein deutsches Wort. :D Das
Ganze ist nach dem Vorbild der Wuppertaler Schwebebahn konstruiert, es wird nur
nicht automatisch, sondern ausschließlich mit der eigenen Muskelkraft
angetrieben. Man sitzt also in einer kleinen Kapsel und sobald der Startschuss
fällt, tritt man in die Pedale, ähnlich wie beim Fahrradfahren – es gibt sogar
mehrere Gänge. 3 Runden lang fährt man dann auf der Bahn gegen seinen Gegner,
bevor man eine Runde locker ausfährt. Nach 1:21:2 Minuten war ich schließlich
knapp vor Lena im Ziel.
- Swoob: Hierbei wird man in einem Sack
hochgezogen bis einer (in diesem Fall ich) die Reißleine zieht und man wie bei
einer riesigen Schaukel zwischen 2 riesigen Pfosten hin und her schwingt.
- Freefall XXL: Beim Freefall XXL zieht man einen
speziellen Anzug an, bevor man sich in den Windkanal begibt. Sobald man die
richtige Haltung eingenommen hat, hebt man mit Hilfe eines riesigen Ventilators
langsam vom Boden ab und kann dann für einige Zeit – ähnlich wie beim Freefall
beim Skydive – in der Luft stehen.
- Jetboat: Das Jetboat wurde ursprünglich von
einem Neuseeländer erfunden, um sich in flachen Gewässern fortzubewegen. Da die
Boote sehr wendig sind, werden sie heutzutage hauptsächlich dazu verwendet, um
Abenteuertouristen zu amüsieren. So haben wir also 3 Runden auf dem vorgefertigten
Parcours gedreht, bevor wir zum Schluss bei der 360 Grad Drehung noch einmal
richtig durchgeschüttelt wurden.
- Bungy: Wie sagt man so schön: „Das Beste kommt
zum Schluss.“ So beendeten wir unseren Tag also mit dem Bungy Jump. Bevor man
sich allerdings aus der 43m hohen Kapsel in die Tiefe stürzen konnte, wurde man
gewogen und das passende Gummiseil wurde an den Füßen befestigt. Auch wenn die
Agroventure-Mitarbeiter zuvor alles doppelt und dreifach gecheckt haben, war
ich ziemlich skeptisch, ob dieses Seil mich wirklich aushalten könnte. Langsam wurde man schließlich mit dem Kran
hochgefahren und je besser die Aussicht auf den Lake Rotorua wurde, desto
größer wurde auch die Aufregung. Die Anweisung möglichst nicht nach unten zu
schauen, da das die Nervosität nur steigern würde, habe ich natürlich nicht
befolgt :D Wie auch, wenn man sich in 43m Höhe langsam bis zur Kante vortasten
soll, ohne dabei herunterzufallen. Vorne angekommen, versuchte ich mich dann
nur auf den Sprung zu konzentrieren. 3…2…1… und da war es endlich: Das Gefühl
des Fallens, das ich beim Skydive so vermisst habe! Und sogar das Seil hat
gehalten. :)
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Shweeb |
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Swoob (bzw. kurz davor) |
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Freefall XXL |
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Jetboat | |
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3…2…1…BUNGY! |
Die restliche Zeit in Rotorua verbrachten wir dann etwas
weniger spektakulär am Seeufer, in den Government Gardens und in einem kleinen
Maori-Dorf, in dem der Boden so heiß war, dass an einer Stelle sogar der Asphalt
gekocht hat. :D


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Auf der Weiterfahrt nach Coromandel legten wir nochmal einen
kurzen Zwischenstopp in Tauranga ein, wo es mal wieder regnete – wie hätte es
auch anders sein sollen? :D Deshalb entscheiden wir uns auch dazu, nicht an den
Mount zu fahren, sondern einfach nur Fish&Chips essen zu gehen und danach
etwas durch die Geschäfte zu bummeln. Außerdem haben wir auch wieder Rick (den
Manager) im Loft 109 besucht, wo sofort die ganzen Erinnerungen an unsere
wahrscheinlich beste Zeit in Neuseeland hochkamen. Irgendwie war es total
ungewohnt, den Ort ohne all die Leute zu sehen, mit denen wir damals wie in
einer kleinen internationalen Familie zusammen gelebt haben. Rick hat sich auf
jeden Fall riesig über das Wiedersehen gefreut – und wir uns auch (auch wenn
Miguel, der auch im Loft arbeitet, zurzeit leider in Urlaub war). :)
Spät abends kamen wir dann schließlich in der Anchor Lodge
an, wo wir mittlerweile seit gut 3 Wochen erneut als Zimmermädchen arbeiten.
D.h. wieder jeden Tag Betten machen, Bad und Küche putzen, saugen, den Boden
wischen und ab und an mal im Garten oder sonst wo helfen wie bereits schon vor
6 Monaten – ja, kaum zu glauben, aber so lange bin ich schon von hier weg und
es kommt mir immer noch so vor, als wenn es gestern gewesen wäre. Seitdem wir
das Motel verlassen haben hat sich eigentlich (bis auf die größeren Betten und
die neuen Mountainbikes) nicht viel verändert, … die Arbeit ist zwar immer noch
relativ langweilig, aber definitiv besser als alle anderen Jobs, die wir
ansonsten hatten. Unsere Kollegen sind natürlich nicht mehr dieselben. Zu
Beginn waren wir 8 Leute: Jan aus Slowenien, der Kroate Sanjin, Charlotte und
Angie (Frankreich), die Chinesin Abby, Lea (ebenfalls Deutsch) und natürlich
Lena und ich. Jan, Sanjin und Lea haben uns relativ früh wieder verlassen,
dafür haben aber Joys Schwester und deren Freund (Banana und Lemon – kein Witz
die Beiden heißen wirklich so :D ) geholfen. Letzte Woche sind außerdem noch 4
neue Asiatinnen angekommen.
Da in Coromandel Town selbst immer noch nicht wirklich viel
los ist und wir mittlerweile auch unser eigenes Auto dabei haben, haben wir es
endlich geschafft, uns ein paar Sachen anzusehen, die wir beim ersten Mal nicht
erreichen konnten.
So waren wir z.B. gemeinsam mit Lea, Charlotte, Angie und
Abby an den Waiau Falls, einem netten kleinen Wasserfall an der 309 Road.
Außerdem haben wir endlich den Strand auf der anderen Seite der Bucht gesehen.
Im Oktober wollten wir dort zu Fuß hinlaufen. Da wir aber nicht genügend Zeit
hatten sind wir damals wieder umgekehrt.
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Lea, ich, Angie, Lena, Charlotte und Abby (v.l.n.r.) |
Des Weiteren sind wir mit Jan und Sanjin wieder zur Cathedral
Cove gefahren. Unterwegs haben wir noch einen Abstecher zur Shakespeare Cliff
und zum Hahei Beach gemacht. Endlich an der Cathedral Cove angekommen, wollten
wir eigentlich den Sonnenuntergang schauen (in der Hoffnung, dass man, obwohl
der Strand im Osten liegt, etwas davon sieht). Daraus wurde zwar leider nichts,
aber auch ohne einen spektakulären Sonnenuntergang war es ganz schön wieder an
diesem Ort zu sein und das angenehm warme Meerwasser zu genießen.
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Shakespeare Cliff |
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Hahei Beach |
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Cathedral Cove |
Gemeinsam mit Angie und Charlotte haben wir auch wieder in
der Norden der Halbinsel erkundet – diesmal allerdings entlang der Ostküste.
Dort gibt es zwar weniger dramatische Steilklippen als im Westen, dafür aber
umso schönere kleine Strände und Buchten, die zum Schwimmen einladen.
Mit den beiden Französinnen sind wir außerdem auch zum New
Chums Beach, der in die Top 10 der schönsten Strände der Welt gewählt wurde,
gefahren. Da man nur mit dem Boot bzw. über einen kurzen Wanderweg dorthin
gelangen kann, ist der Strand zum Glück etwas weniger überfüllt als einige
andere. Und weil diesmal auch Ebbe war, war es im Gegensatz zum letzten Mal
auch kein Problem für uns den kleinen Fluss zu überqueren. Nach einer kurzen
Abkühlung im Wasser ging es danach noch weiter Richtung Osten zum Otama Beach
und zur Opito Bay, an der man riesige Muscheln finden konnte.
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New Chums Beach |
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Otama Beach |
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Opito Bay |
An einem Tag sind wir wieder nach Auckland gefahren, da dort
das Holi Festival of Colours stattfand. Mit dem Fest der Farben feiert man in
Indien nicht nur den Frühlingsanfang, sondern auch den Sieg des Guten über das
Böse. Hier in Neuseeland, wo sehr viele Inder leben, ist das Festival
allerdings noch wesentlich traditioneller als bei uns in Deutschland – allein
schon, weil sich das Ganze an einem hinduistischen Tempel abspielt. Bevor das
eigentliche Programm losging schauten wir uns zunächst einmal auf dem Gelände
um, erkundigten uns nach dem indischen Essen, das wir später auch kosteten
(seeeehr lecker! :) ), und kauften uns Farben. Nach dem von Indern vorgeführten
Haka (der daher etwas ungewohnt aussah) spielten abwechselnd eine indische
Rockband und ein indischer DJ, während sich die Besucher gegenseitig mit dem
gefärbten Mehlstaub einsauten. Zwischendurch traten immer wieder indische
Tanzgruppen auf. Die Mehrheit des Publikums bestand, wie ihr euch wahrscheinlich
denken könnt, aus Indern. Aber auch ein paar Neuseeländer, ausländische
Backpacker und mehrere Hippies haben den Weg zum Hare Krishna Tempel gefunden.
Gemeinsam wurde dann friedlich gefeiert. Dieses multikulturelle Feeling ist auch
etwas Typisches für das Fest: Durch die Farben sind die Unterschiede zwischen den
Menschen nicht mehr sichtbar. Egal ob alt oder jung, Mann oder Frau, arm oder
reich, schwarz oder weiß, dick oder dünn, Hinduist, Christ oder Moslem… alle
sind gleich und haben zusammen Spaß! Hin und wieder musste ich an unsere
Englisch-Lektüre „Heat and Dust“ denken und etwas schmunzeln. Ich hätte nicht
gedacht, dass ich mich mal freiwillig an dieses Buch zurückerinnern würde, da
es – um es mal nett auszudrücken – nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbüchern
gehörte. :D

Nun ist es für uns wieder an der Zeit weiterzuziehen.
Nächste Stopps werden wohl Hamilton und das Surferparadies Raglan sein, bevor
wir den Norden der Nordinsel erkunden werden. See ya!
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Hier noch ein Bild von unserem Abschiedsessen, zu dem jeder etwas
Selbstgekochtes zugesteuert hat. Danach ging’s noch ein letztes Mal in den
Whirlpool. :) |