Sonntag, 29. März 2015

Morgenstund hat Gold im Mund: Kapiti Coast - East Cape - Coromandel




Wieder auf der Nordinsel angekommen, sind wir sofort an die Kapiti Coast gefahren, wo wir erneut bei Laurie und Jan schlafen konnten. Diesmal hatten wir glücklicherweise etwas mehr Zeit und konnten somit länger als nur eine Nacht dort bleiben. Als Gegenleistung haben wir ab und zu für die Beiden gekocht.
Sofort fühlten wir uns bei dem alten Ehepaar wieder wie zuhause. :) Die Zwei haben uns nicht nur die Gegend gezeigt, sondern auch ein paar Bekannten vorgestellt. So z.B. ihrer Tochter, von deren Grundstück aus man einen tollen Ausblick über die Region hat. Außerdem waren wir gemeinsam mit Laurie, der sich sehr für Züge interessiert, im Park, wo wir mit einer Minieisenbahn ein paar Runden drehen durften. Obwohl wir den Altersdurchschnitt dezent angehoben haben, war das ziemlich lustig. :D Diesmal haben wir es auch endlich geschafft, Kapiti Icecream (laut Eisliebhaber Laurie das beste Eis der Welt) zu probieren, nachdem er uns bei unserem ersten Besuch davon vorgeschwärmt hatte.


Nach einer knappen Woche bei den Beiden war es schließlich an der Zeit, weiterzuziehen. So starteten wir morgens Richtung Napier. Bevor wir dort ankamen, legten wir allerdings noch einen kurzen Zwischenstopp bei „Golden Oaks“ in Hastings ein, wo wir im Dezember fast 3 Wochen gearbeitet haben. Eigentlich wollten wir unseren früheren Boss fragen, ob wir einen einzigen Apfel pflücken könnten, aber als wir dann dort waren, haben wir uns irgendwie nicht getraut. :D Trotzdem war es ein ziemlich seltsames Gefühl, wieder an diesen Ort, an dem wir damals fast jeden Tag verbracht haben, zurückzukehren – und irgendwie hat es sich gut angefühlt zu wissen, dass sich das, was wir in dieser Zeit alles durchgemacht haben, wenigstens gelohnt hat. Immerhin haben wir in unserer vermutlich schlimmsten Zeit hier in Neuseeland so viel verdient, dass wir jetzt die letzten Monate nur noch herumreisen konnten, ohne arbeiten zu müssen. Deshalb konnten wir es uns ruhig auch leisten, später in Napier shoppen zu gehen (was wir in letzter Zeit übrigens relativ oft gemacht haben :D). Die Nacht verbrachten wir dann wieder auf einem Campingplatz am Waikare River. Am nächsten Morgen brachen wir zur Mahia Peninsula auf. Eigentlich hatten wir geplant, den ganzen Tag dort zu bleiben. Da es allerdings nur eine Straße gab, die wir dann relativ schnell durchgefahren sind, beschlossen wir, sofort nach Gisborne weiterzufahren. Die Stadt, in der Captain Cook 1769 erstmals in Neuseeland an Land ging, hat nicht nur ein paar coole Geschäfte, sondern auch mehrere schöne Strände. An einem Strand, der etwa 10 Minuten außerhalb der Stadt liegt, befand sich auch unser Campingplatz. Die etwas teurere Stellplatzgebühr von 15 Dollar hat sich aber auf jeden Fall gelohnt: Man hatte nicht nur eine warme Dusche, eine Klospülung und eine Küche mit Toaster usw., sondern man konnte von dort aus auch super den Sonnenaufgang anschauen und das sogar direkt aus unserem Kofferraum heraus. :D Das sollte übrigens nicht unser einziger Sonnenaufgang hier an der Ostküste bleiben, aber mehr dazu später…

Mahia Peninsula
Gisborne
Ausblick aus unserem Kofferraum
Nach dem Frühstück fuhren wir weiter entlang verschiedener Buchten zum East Cape. Das East Cape ist – wie der Name schon sagt – der östlichste Punkt des neuseeländischen Festlands. 154m über dem Meeresspiegel steht dort ein 14m hoher Leuchtturm, dessen ursprünglicher Platz auf East Island war. Wegen mehrerer Felsabbrüche auf der kleinen Insel wurde er allerdings 1922 auf das Festland versetzt. Am nächsten Morgen sind wir erneut früh morgens aufgestanden und wieder dorthin gefahren. Das East Cape ist nämlich einer der ersten Orte der Welt, an dem man die Sonne sehen kann. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, auch wenn die ca. 700 Stufen hinauf zum Leuchtturm an diesem Morgen schier endlos schienen.

Die 660m lange Tolaga Bay Wharf wurde übrigens nachdem wir dort waren gesperrt, da Taucher dort möglicherweise eine Leiche im Wasser gefunden haben.
East Cape
Die ersten Sonnenstrahlen am 1. März 2015 :)
Danach ging es Richtung Whakatane – wie immer mit kurzen Zwischenstopps an Lookouts oder irgendwelchen Stränden. Whakatane selbst hat uns ziemlich an Tauranga erinnert: die ganzen kleinen Läden, die Promenade, der Hafen... Dort gab es allerdings keinen Wasserfall und keine Höhle mitten in der Stadt.

Wairere Falls
Die Muriwai’s Cave ist ein Heiligtum der Maori.
Natürlich hätten wir das Land, in dem der Bungy Jump erfunden wurde, nicht verlassen können, ohne selbst einen Sprung in die Tiefe gewagt zu haben. Weil Anna und Justin uns zuvor eine Adresse in Rotorua empfohlen hatten, nahmen wir also einen kleinen Umweg in Kauf und fuhren wieder in die Stadt der stinkenden Schlammtümpel. Agroventures bietet dort eine Kombo aus Shweeb, Swoop, Freefall XXL, Jetboat und natürlich Bungy Jumping an:
  • Shweeb: ist angeblich ein deutsches Wort. :D Das Ganze ist nach dem Vorbild der Wuppertaler Schwebebahn konstruiert, es wird nur nicht automatisch, sondern ausschließlich mit der eigenen Muskelkraft angetrieben. Man sitzt also in einer kleinen Kapsel und sobald der Startschuss fällt, tritt man in die Pedale, ähnlich wie beim Fahrradfahren – es gibt sogar mehrere Gänge. 3 Runden lang fährt man dann auf der Bahn gegen seinen Gegner, bevor man eine Runde locker ausfährt. Nach 1:21:2 Minuten war ich schließlich knapp vor Lena im Ziel.
  • Swoob: Hierbei wird man in einem Sack hochgezogen bis einer (in diesem Fall ich) die Reißleine zieht und man wie bei einer riesigen Schaukel zwischen 2 riesigen Pfosten hin und her schwingt.
  • Freefall XXL: Beim Freefall XXL zieht man einen speziellen Anzug an, bevor man sich in den Windkanal begibt. Sobald man die richtige Haltung eingenommen hat, hebt man mit Hilfe eines riesigen Ventilators langsam vom Boden ab und kann dann für einige Zeit – ähnlich wie beim Freefall beim Skydive – in der Luft stehen.
  • Jetboat: Das Jetboat wurde ursprünglich von einem Neuseeländer erfunden, um sich in flachen Gewässern fortzubewegen. Da die Boote sehr wendig sind, werden sie heutzutage hauptsächlich dazu verwendet, um Abenteuertouristen zu amüsieren. So haben wir also 3 Runden auf dem vorgefertigten Parcours gedreht, bevor wir zum Schluss bei der 360 Grad Drehung noch einmal richtig durchgeschüttelt wurden.
  • Bungy: Wie sagt man so schön: „Das Beste kommt zum Schluss.“ So beendeten wir unseren Tag also mit dem Bungy Jump. Bevor man sich allerdings aus der 43m hohen Kapsel in die Tiefe stürzen konnte, wurde man gewogen und das passende Gummiseil wurde an den Füßen befestigt. Auch wenn die Agroventure-Mitarbeiter zuvor alles doppelt und dreifach gecheckt haben, war ich ziemlich skeptisch, ob dieses Seil mich wirklich aushalten könnte.  Langsam wurde man schließlich mit dem Kran hochgefahren und je besser die Aussicht auf den Lake Rotorua wurde, desto größer wurde auch die Aufregung. Die Anweisung möglichst nicht nach unten zu schauen, da das die Nervosität nur steigern würde, habe ich natürlich nicht befolgt :D Wie auch, wenn man sich in 43m Höhe langsam bis zur Kante vortasten soll, ohne dabei herunterzufallen. Vorne angekommen, versuchte ich mich dann nur auf den Sprung zu konzentrieren. 3…2…1… und da war es endlich: Das Gefühl des Fallens, das ich beim Skydive so vermisst habe! Und sogar das Seil hat gehalten. :)
Shweeb
Swoob (bzw. kurz davor)
Freefall XXL
Jetboat 
3…2…1…BUNGY!
Die restliche Zeit in Rotorua verbrachten wir dann etwas weniger spektakulär am Seeufer, in den Government Gardens und in einem kleinen Maori-Dorf, in dem der Boden so heiß war, dass an einer Stelle sogar der Asphalt gekocht hat. :D


Auf der Weiterfahrt nach Coromandel legten wir nochmal einen kurzen Zwischenstopp in Tauranga ein, wo es mal wieder regnete – wie hätte es auch anders sein sollen? :D Deshalb entscheiden wir uns auch dazu, nicht an den Mount zu fahren, sondern einfach nur Fish&Chips essen zu gehen und danach etwas durch die Geschäfte zu bummeln. Außerdem haben wir auch wieder Rick (den Manager) im Loft 109 besucht, wo sofort die ganzen Erinnerungen an unsere wahrscheinlich beste Zeit in Neuseeland hochkamen. Irgendwie war es total ungewohnt, den Ort ohne all die Leute zu sehen, mit denen wir damals wie in einer kleinen internationalen Familie zusammen gelebt haben. Rick hat sich auf jeden Fall riesig über das Wiedersehen gefreut – und wir uns auch (auch wenn Miguel, der auch im Loft arbeitet, zurzeit leider in Urlaub war). :)

Spät abends kamen wir dann schließlich in der Anchor Lodge an, wo wir mittlerweile seit gut 3 Wochen erneut als Zimmermädchen arbeiten. D.h. wieder jeden Tag Betten machen, Bad und Küche putzen, saugen, den Boden wischen und ab und an mal im Garten oder sonst wo helfen wie bereits schon vor 6 Monaten – ja, kaum zu glauben, aber so lange bin ich schon von hier weg und es kommt mir immer noch so vor, als wenn es gestern gewesen wäre. Seitdem wir das Motel verlassen haben hat sich eigentlich (bis auf die größeren Betten und die neuen Mountainbikes) nicht viel verändert, … die Arbeit ist zwar immer noch relativ langweilig, aber definitiv besser als alle anderen Jobs, die wir ansonsten hatten. Unsere Kollegen sind natürlich nicht mehr dieselben. Zu Beginn waren wir 8 Leute: Jan aus Slowenien, der Kroate Sanjin, Charlotte und Angie (Frankreich), die Chinesin Abby, Lea (ebenfalls Deutsch) und natürlich Lena und ich. Jan, Sanjin und Lea haben uns relativ früh wieder verlassen, dafür haben aber Joys Schwester und deren Freund (Banana und Lemon – kein Witz die Beiden heißen wirklich so :D ) geholfen. Letzte Woche sind außerdem noch 4 neue Asiatinnen angekommen.

Da in Coromandel Town selbst immer noch nicht wirklich viel los ist und wir mittlerweile auch unser eigenes Auto dabei haben, haben wir es endlich geschafft, uns ein paar Sachen anzusehen, die wir beim ersten Mal nicht erreichen konnten.
So waren wir z.B. gemeinsam mit Lea, Charlotte, Angie und Abby an den Waiau Falls, einem netten kleinen Wasserfall an der 309 Road. Außerdem haben wir endlich den Strand auf der anderen Seite der Bucht gesehen. Im Oktober wollten wir dort zu Fuß hinlaufen. Da wir aber nicht genügend Zeit hatten sind wir damals wieder umgekehrt.

Lea, ich, Angie, Lena, Charlotte und Abby (v.l.n.r.)

Des Weiteren sind wir mit Jan und Sanjin wieder zur Cathedral Cove gefahren. Unterwegs haben wir noch einen Abstecher zur Shakespeare Cliff und zum Hahei Beach gemacht. Endlich an der Cathedral Cove angekommen, wollten wir eigentlich den Sonnenuntergang schauen (in der Hoffnung, dass man, obwohl der Strand im Osten liegt, etwas davon sieht). Daraus wurde zwar leider nichts, aber auch ohne einen spektakulären Sonnenuntergang war es ganz schön wieder an diesem Ort zu sein und das angenehm warme Meerwasser zu genießen.

Shakespeare Cliff
Hahei Beach
Cathedral Cove

Gemeinsam mit Angie und Charlotte haben wir auch wieder in der Norden der Halbinsel erkundet – diesmal allerdings entlang der Ostküste. Dort gibt es zwar weniger dramatische Steilklippen als im Westen, dafür aber umso schönere kleine Strände und Buchten, die zum Schwimmen einladen.


Mit den beiden Französinnen sind wir außerdem auch zum New Chums Beach, der in die Top 10 der schönsten Strände der Welt gewählt wurde, gefahren. Da man nur mit dem Boot bzw. über einen kurzen Wanderweg dorthin gelangen kann, ist der Strand zum Glück etwas weniger überfüllt als einige andere. Und weil diesmal auch Ebbe war, war es im Gegensatz zum letzten Mal auch kein Problem für uns den kleinen Fluss zu überqueren. Nach einer kurzen Abkühlung im Wasser ging es danach noch weiter Richtung Osten zum Otama Beach und zur Opito Bay, an der man riesige Muscheln finden konnte.

New Chums Beach
Otama Beach
Opito Bay
An einem Tag sind wir wieder nach Auckland gefahren, da dort das Holi Festival of Colours stattfand. Mit dem Fest der Farben feiert man in Indien nicht nur den Frühlingsanfang, sondern auch den Sieg des Guten über das Böse. Hier in Neuseeland, wo sehr viele Inder leben, ist das Festival allerdings noch wesentlich traditioneller als bei uns in Deutschland – allein schon, weil sich das Ganze an einem hinduistischen Tempel abspielt. Bevor das eigentliche Programm losging schauten wir uns zunächst einmal auf dem Gelände um, erkundigten uns nach dem indischen Essen, das wir später auch kosteten (seeeehr lecker! :) ), und kauften uns Farben. Nach dem von Indern vorgeführten Haka (der daher etwas ungewohnt aussah) spielten abwechselnd eine indische Rockband und ein indischer DJ, während sich die Besucher gegenseitig mit dem gefärbten Mehlstaub einsauten. Zwischendurch traten immer wieder indische Tanzgruppen auf. Die Mehrheit des Publikums bestand, wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, aus Indern. Aber auch ein paar Neuseeländer, ausländische Backpacker und mehrere Hippies haben den Weg zum Hare Krishna Tempel gefunden. Gemeinsam wurde dann friedlich gefeiert. Dieses multikulturelle Feeling ist auch etwas Typisches für das Fest: Durch die Farben sind die Unterschiede zwischen den Menschen nicht mehr sichtbar. Egal ob alt oder jung, Mann oder Frau, arm oder reich, schwarz oder weiß, dick oder dünn, Hinduist, Christ oder Moslem… alle sind gleich und haben zusammen Spaß! Hin und wieder musste ich an unsere Englisch-Lektüre „Heat and Dust“ denken und etwas schmunzeln. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mal freiwillig an dieses Buch zurückerinnern würde, da es – um es mal nett auszudrücken – nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbüchern gehörte. :D


Nun ist es für uns wieder an der Zeit weiterzuziehen. Nächste Stopps werden wohl Hamilton und das Surferparadies Raglan sein, bevor wir den Norden der Nordinsel erkunden werden. See ya!

Hier noch ein Bild von unserem Abschiedsessen, zu dem jeder etwas Selbstgekochtes zugesteuert hat. Danach ging’s noch ein letztes Mal in den Whirlpool. :)

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