Nach fast einem Monat in der Anchor Lodge wurde es mal
wieder Zeit für etwas Neues. Deshalb sind wir weiter nach Tauranga gefahren.
Hier hatten wir schon wieder Glück mit unserer Unterkunft, die wir trotz
schlechter Bewertungen buchen mussten, da es das einzige Hostel in ganz
Tauranga war, das noch 2 Betten frei hatte. Die Kritik kann ich eigentlich
überhaupt nicht nachvollziehen, weil das Loft echt sauber ist und auch die
Leute hier sind echt super cool drauf (especially my future Viking-husband Morten :P).
Lediglich die Lage ist schrecklich – direkt im Zentrum inmitten lauter Schaufenstern
mit wunderschönen Kleidern. Der Horror für uns arme Backpacker! :D

Hier haben wir auch einen Job auf einem Kiwi-Orchard
gefunden. Obwohl in der Bay of Plenty das größte Kiwianbaugebiet Neuseelands
liegt, war das gar nicht so einfach wie gedacht, da nicht nur gerade ganz viele
andere Backpacker hier auf Jobsuche sind, sondern Kiwibäume auch relativ hoch
sind – bei meiner Größe ein echtes Problem. Unser Contractor war zwar zunächst
auch etwas skeptisch, aber hat mir trotzdem eine Chance gegeben und es hat
funktioniert. Eine andere Deutsche, die mit uns zusammen arbeitet, hat mir auch
erzählt, dass sie gerne kleiner wäre, weil sie sich ständig bücken und
teilweise sogar auf den Knien arbeiten muss. Da ist es mir eindeutig lieber, ab
und zu mal auf den Zehenspitzen laufen zu müssen. :D
Im besten Fall arbeiten wir 9 Stunden am Tag. So lange immer
das Gleiche zu machen ist echt langweilig, lässt sich aber mit der richtigen
Musik aushalten. Das Beste an dem Job ist, dass man den ganzen Tag draußen
arbeitet. Das Schlechte daran: Man arbeitet draußen. D.h. man ist immer vom
Wetter abhängig und wenn es regnet kann man nicht arbeiten und verdient auch folglich
kein Geld.
Unsere Aufgaben sind unterschiedlich:
- Beim „crush tipping“ müssen wir die Knospen zerdrücken,
damit die Äste, die bis zu einem Meter pro Woche wachsen können, nicht zu lang
werden. Dabei müssen wir unsere Handschuhe mit einem orangefarbenen Saft
besprühen, um PSA zu bekämpfen bzw. nicht weiter zu verbreiten. PSA ist eine
„Krankheit“, die schon viele Kiwipflanzen zerstört hat – teilweise mussten
sogar ganze Orchards abgebrannt werden. Die goldene Kiwifrucht ist deshalb auch
schon vom Aussterben bedroht. Manchmal müssen wir noch zusätzlich die Enden der
Äste abschneiden und die Schnittstellen wieder mit dem Saft einsprühen.
- Beim „thinning“ werden die unförmigen Kiwis abgepflückt und
somit mehr Platz für die verbleibenden Früchte geschaffen. Das ist definitiv
die einfachste Arbeit die ich je gemacht hab! :D
- Beim „flower picking“ mussten wir die Blüten der männlichen
Pflanzen abzupfen. Aus diesen wird dann der Pollen rausgesiebt und später über
die weiblichen Pflanzen gestreut. Da wir hierbei keinen Stundenlohn bekamen,
sondern auf Kilo bezahlt wurden, war es auch ganz gut, dass das nur ein
„Aushilfsjob“ für zwei Tage war.
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Unsere Ausbeute von einem Tag (ein voller Sack wiegt ca. 10kg, ist also um die 50 Dollar wert) |
Einen Tag lang haben wir auch mit ein paar Leuten aus dem
Hostel auf einer Avocado Plantage geholfen. Das hat sogar richtig Spaß gemacht,
weil man mit anderen zusammen arbeiten konnte bzw. musste und auch relativ viel
Scheiße machen konnte. :D In den Pausen wurden wir dann von den Besitzern des
Orchards mit Tee, selbstgemachter Zitronenlimonade, Scones, Kuchen und Eis
verwöhnt. Nach der Arbeit gab es sogar noch ein Feierabendbier und
Knabberzeugs. Da hätte ich gerne öfters gearbeitet. :P
Außerdem haben wir an einem Naturschutzprojekt der Organisation Kuaka teilgenommen. Ein Junge aus unserem Hostel hatte dieses Projekt bereits in
Deutschland gebucht und da noch Leute benötigt wurden, haben wir uns bereit
erklärt, mitzuhelfen. Zunächst hat uns der Chef die Arbeit von Kuaka genauer
erläutert: Die Organisation will nicht nur die Umwelt schützen und vom Aussterben
bedrohte Spezies wie z.B. den Kiwi retten, sondern versucht auch durch Projekte
in Schulen o.ä. das Bewusstsein anderer für die Natur zu schärfen. Des Weiteren
arbeiten sie hier in Tauranga mit Turning Point Trust zusammen, einer
Institution, die Menschen mit psychischen Problemen hilft. Nach einer kurzen
Führung durch das Historic Village, wo das Projekt stattfand, ging’s dann los
mit dem „potting“. Wir mussten kleine Flachspflänzchen eintopfen, die später in
die Natur gepflanzt werden und somit neuen Lebensraum für Kiwis schaffen, aber
auch die Grundlage für Wälder, in denen dann z.B. Kauri-Bäume wachsen können,
bilden. Gestärkt durch den Lunch und die heiße Schokolade, hatten wir
schließlich 857 Pflanzen in knapp 7 Stunden gesetzt. Auch wenn unsere Arbeit nur einen minimalen
Bruchteil dazu beigetragen hat, war das Projekt eine super Erfahrung und es hat
sich irgendwie gut angefühlt, zu wissen, dass man etwas wirklich Nützliches
tut. :-)
Wenn wir unsere Freizeit nicht gerade damit verbringen, MTV-Charts
zu schauen, mit Janina zu Timmy Trumpets „Freaks“ durchs Hostel zu tanzen oder
irgendwelche Spiele zu spielen, sind wir oft am Mount Manganui. Das ist ein
232m hoher erloschener Vulkan, von dessen Gipfel man einen super Ausblick über
Tauranga und Umgebung hat. Leider muss man zuvor einen ziemlich steilen Weg
hinauf laufen, was in der prallen Sonne echt anstrengend ist. Für diejenigen,
die zu faul sind, auf den Mount hochzulaufen, gibt es eine gemütliche
Wanderstrecke um den Fuß des Berges. Man kann sich aber auch einfach nur am
Strand in die Sonne legen und sich ab und zu im Meer abkühlen. Wenn man nicht
gerade mit Leuten dort ist, die einen ständig mit Muscheln und Sand abwerfen,
kann das sogar sehr erholsam sein. :D
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Ausblick vom Mount |
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Janina, Simon, Miri, Andrea, Tom, ich, Lena, Torben, Felix und die Wasserflasche :P |
Wir haben uns jetzt übrigens ein Auto gekauft. Als wir am
ersten Tag auf Jobsuche waren, sind wir zufällig bei einem Autohändler
vorbeigelaufen und auf diesen Subaru Legacy Lancaster aufmerksam geworden. Nach
einem Check bei einem Mechaniker haben wir uns schließlich dazu entschlossen, ihn zu kaufen. Obwohl es in Neuseeland nicht vorgeschrieben ist, haben wir das
Auto sicherheitshalber auch versichert und natürlich auch umgemeldet. So stand
mehreren Ausflügen also nichts mehr im Wege.
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Das isser! :-) |
Ca. eine halbe Stunde Autofahrt von der Stadt entfernt gibt
es mehrere Wasserfälle. An den Kaiate Falls, waren Lena und ich einmal nach der
Arbeit. Zuvor hatten wir gehört, dass man dort auch schwimmen gehen könnte. Als
wir dann allerdings ankamen, wussten wir nicht wie wir in den Pool hinein und
vor allem wieder hinaus kommen sollten, weshalb wir das dann doch lieber sein
ließen. :D
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Upper Falls |
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Lower Falls |
An den Mc Laren Falls waren wir zusammen mit Andrea, Janina,
Felix und Torben. Dort konnte ich dann auch endlich schwimmen, nachdem ich von
einem Felsvorsprung in den Pool gesprungen bin (das Video dazu erspare ich euch
lieber :P). Und auch das Rauskommen war diesmal kein Problem. :D In der Nähe
der Falls soll es auch noch einen Park geben, in den wir uns eigentlich ein
bisschen hinsetzen wollten. Leider hat es sich aber etwas zugezogen, weshalb
wir wieder zurück gefahren sind.


An einem Tag wollten Lena, Janina und ich zum Minden Lookout
fahren, ein Aussichtspunkt, der uns vom Hostelmanager empfohlen wurde und den
wir irgendwie nicht gefunden haben. :D Wie haben allerdings einen „Walkway“
entdeckt, den wir dann erwartungsvoll gelaufen sind. Dieser führte über
unendlich viele steile Treppen zu einer sehr imposanten grünen Wiese mit Bank,
von der man einen wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Hecken hatte. Nach
dem ersten Schock, brach schließlich lautes Lachen aus. Ich bin mir selten so
dämlich vorgekommen, wie dort oben. :D
Mit Andrea, Janina und Maik sind wir durch die Karangahake Gorge,
in der früher Gold abgebaut wurde, gewandert. Nach einem kurzen Zwischenstopp
an den Owharoa Falls ging’s dann los in
die Schlucht, wo wir einen Teil des Karangahake Gorge Historic Walkway liefen,
welcher am Ohinemuri River entlang führt. Der Weg war schon etwas
abenteuerlich, weil man nicht nur sehr wacklige Hängebrücken passieren musste,
sondern auch einen alten, unbeleuchteten Minentunnel – in dem es auch
Glüwürmchen gab – durchquert. Nach gut zwei Stunden mussten wir dann
schließlich umkehren, da wir noch zum Waihi Beach weiterfahren wollten. Dort
mussten wir feststellen, dass das Wasser doch kälter war als erwartet, weshalb wir
uns dann nur am Strand gesonnt und Muscheln gesammelt haben.
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Owharoa Falls |
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Karangahake Gorge |
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Waihi Beach |
In letzter Zeit gab es leider so wenig Arbeit, dass wir zwar
grade so unsere Unterkunft finanzieren konnten, aber nicht wirklich etwas angespart
haben, was eigentlich unser Ziel war. Da sich unser Aufenthalt hier so einfach
nicht mehr gelohnt hat, haben wir uns jetzt dazu entschieden, unsere kleine,
internationale „Familie“ im Loft leider früher als geplant zu verlassen.
Deshalb feiern wir nun heute Abend nicht nur Andreas Geburtstag, sondern auch
unseren Abschied. Bin mal gespannt, wie das wird. :D