Montag, 1. Dezember 2014

Jobsuche, Autokauf und alles Weitere über unsere Zeit in Tauranga



Nach fast einem Monat in der Anchor Lodge wurde es mal wieder Zeit für etwas Neues. Deshalb sind wir weiter nach Tauranga gefahren. Hier hatten wir schon wieder Glück mit unserer Unterkunft, die wir trotz schlechter Bewertungen buchen mussten, da es das einzige Hostel in ganz Tauranga war, das noch 2 Betten frei hatte. Die Kritik kann ich eigentlich überhaupt nicht nachvollziehen, weil das Loft echt sauber ist und auch die Leute hier sind echt super cool drauf (especially my future Viking-husband Morten :P). Lediglich die Lage ist schrecklich – direkt im Zentrum inmitten lauter Schaufenstern mit wunderschönen Kleidern. Der Horror für uns arme Backpacker! :D


Hier haben wir auch einen Job auf einem Kiwi-Orchard gefunden. Obwohl in der Bay of Plenty das größte Kiwianbaugebiet Neuseelands liegt, war das gar nicht so einfach wie gedacht, da nicht nur gerade ganz viele andere Backpacker hier auf Jobsuche sind, sondern Kiwibäume auch relativ hoch sind – bei meiner Größe ein echtes Problem. Unser Contractor war zwar zunächst auch etwas skeptisch, aber hat mir trotzdem eine Chance gegeben und es hat funktioniert. Eine andere Deutsche, die mit uns zusammen arbeitet, hat mir auch erzählt, dass sie gerne kleiner wäre, weil sie sich ständig bücken und teilweise sogar auf den Knien arbeiten muss. Da ist es mir eindeutig lieber, ab und zu mal auf den Zehenspitzen laufen zu müssen. :D
Im besten Fall arbeiten wir 9 Stunden am Tag. So lange immer das Gleiche zu machen ist echt langweilig, lässt sich aber mit der richtigen Musik aushalten. Das Beste an dem Job ist, dass man den ganzen Tag draußen arbeitet. Das Schlechte daran: Man arbeitet draußen. D.h. man ist immer vom Wetter abhängig und wenn es regnet kann man nicht arbeiten und verdient auch folglich kein Geld.

Unsere Aufgaben sind unterschiedlich:

  • Beim „crush tipping“ müssen wir die Knospen zerdrücken, damit die Äste, die bis zu einem Meter pro Woche wachsen können, nicht zu lang werden. Dabei müssen wir unsere Handschuhe mit einem orangefarbenen Saft besprühen, um PSA zu bekämpfen bzw. nicht weiter zu verbreiten. PSA ist eine „Krankheit“, die schon viele Kiwipflanzen zerstört hat – teilweise mussten sogar ganze Orchards abgebrannt werden. Die goldene Kiwifrucht ist deshalb auch schon vom Aussterben bedroht. Manchmal müssen wir noch zusätzlich die Enden der Äste abschneiden und die Schnittstellen wieder mit dem Saft einsprühen.

  • Beim „thinning“ werden die unförmigen Kiwis abgepflückt und somit mehr Platz für die verbleibenden Früchte geschaffen. Das ist definitiv die einfachste Arbeit die ich je gemacht hab! :D

  • Beim „flower picking“ mussten wir die Blüten der männlichen Pflanzen abzupfen. Aus diesen wird dann der Pollen rausgesiebt und später über die weiblichen Pflanzen gestreut. Da wir hierbei keinen Stundenlohn bekamen, sondern auf Kilo bezahlt wurden, war es auch ganz gut, dass das nur ein „Aushilfsjob“ für zwei Tage war.
Unsere Ausbeute von einem Tag (ein voller Sack wiegt ca. 10kg, ist also um die 50 Dollar wert)

Einen Tag lang haben wir auch mit ein paar Leuten aus dem Hostel auf einer Avocado Plantage geholfen. Das hat sogar richtig Spaß gemacht, weil man mit anderen zusammen arbeiten konnte bzw. musste und auch relativ viel Scheiße machen konnte. :D In den Pausen wurden wir dann von den Besitzern des Orchards mit Tee, selbstgemachter Zitronenlimonade, Scones, Kuchen und Eis verwöhnt. Nach der Arbeit gab es sogar noch ein Feierabendbier und Knabberzeugs. Da hätte ich gerne öfters gearbeitet. :P

Außerdem haben wir an einem Naturschutzprojekt der Organisation Kuaka teilgenommen. Ein Junge aus unserem Hostel hatte dieses Projekt bereits in Deutschland gebucht und da noch Leute benötigt wurden, haben wir uns bereit erklärt, mitzuhelfen. Zunächst hat uns der Chef die Arbeit von Kuaka genauer erläutert: Die Organisation will nicht nur die Umwelt schützen und vom Aussterben bedrohte Spezies wie z.B. den Kiwi retten, sondern versucht auch durch Projekte in Schulen o.ä. das Bewusstsein anderer für die Natur zu schärfen. Des Weiteren arbeiten sie hier in Tauranga mit Turning Point Trust zusammen, einer Institution, die Menschen mit psychischen Problemen hilft. Nach einer kurzen Führung durch das Historic Village, wo das Projekt stattfand, ging’s dann los mit dem „potting“. Wir mussten kleine Flachspflänzchen eintopfen, die später in die Natur gepflanzt werden und somit neuen Lebensraum für Kiwis schaffen, aber auch die Grundlage für Wälder, in denen dann z.B. Kauri-Bäume wachsen können, bilden. Gestärkt durch den Lunch und die heiße Schokolade, hatten wir schließlich 857 Pflanzen in knapp 7 Stunden gesetzt. Auch wenn unsere Arbeit nur einen minimalen Bruchteil dazu beigetragen hat, war das Projekt eine super Erfahrung und es hat sich irgendwie gut angefühlt, zu wissen, dass man etwas wirklich Nützliches tut. :-)

Wenn wir unsere Freizeit nicht gerade damit verbringen, MTV-Charts zu schauen, mit Janina zu Timmy Trumpets „Freaks“ durchs Hostel zu tanzen oder irgendwelche Spiele zu spielen, sind wir oft am Mount Manganui. Das ist ein 232m hoher erloschener Vulkan, von dessen Gipfel man einen super Ausblick über Tauranga und Umgebung hat. Leider muss man zuvor einen ziemlich steilen Weg hinauf laufen, was in der prallen Sonne echt anstrengend ist. Für diejenigen, die zu faul sind, auf den Mount hochzulaufen, gibt es eine gemütliche Wanderstrecke um den Fuß des Berges. Man kann sich aber auch einfach nur am Strand in die Sonne legen und sich ab und zu im Meer abkühlen. Wenn man nicht gerade mit Leuten dort ist, die einen ständig mit Muscheln und Sand abwerfen, kann das sogar sehr erholsam sein. :D

Ausblick vom Mount
Janina, Simon, Miri, Andrea, Tom, ich, Lena, Torben, Felix und die Wasserflasche :P
Wir haben uns jetzt übrigens ein Auto gekauft. Als wir am ersten Tag auf Jobsuche waren, sind wir zufällig bei einem Autohändler vorbeigelaufen und auf diesen Subaru Legacy Lancaster aufmerksam geworden. Nach einem Check bei einem Mechaniker haben wir uns schließlich dazu entschlossen, ihn zu kaufen. Obwohl es in Neuseeland nicht vorgeschrieben ist, haben wir das Auto sicherheitshalber auch versichert und natürlich auch umgemeldet. So stand mehreren Ausflügen also nichts mehr im Wege.

Das isser! :-)
Ca. eine halbe Stunde Autofahrt von der Stadt entfernt gibt es mehrere Wasserfälle. An den Kaiate Falls, waren Lena und ich einmal nach der Arbeit. Zuvor hatten wir gehört, dass man dort auch schwimmen gehen könnte. Als wir dann allerdings ankamen, wussten wir nicht wie wir in den Pool hinein und vor allem wieder hinaus kommen sollten, weshalb wir das dann doch lieber sein ließen. :D

Upper Falls
Lower Falls
An den Mc Laren Falls waren wir zusammen mit Andrea, Janina, Felix und Torben. Dort konnte ich dann auch endlich schwimmen, nachdem ich von einem Felsvorsprung in den Pool gesprungen bin (das Video dazu erspare ich euch lieber :P). Und auch das Rauskommen war diesmal kein Problem. :D In der Nähe der Falls soll es auch noch einen Park geben, in den wir uns eigentlich ein bisschen hinsetzen wollten. Leider hat es sich aber etwas zugezogen, weshalb wir wieder zurück gefahren sind.


An einem Tag wollten Lena, Janina und ich zum Minden Lookout fahren, ein Aussichtspunkt, der uns vom Hostelmanager empfohlen wurde und den wir irgendwie nicht gefunden haben. :D Wie haben allerdings einen „Walkway“ entdeckt, den wir dann erwartungsvoll gelaufen sind. Dieser führte über unendlich viele steile Treppen zu einer sehr imposanten grünen Wiese mit Bank, von der man einen wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Hecken hatte. Nach dem ersten Schock, brach schließlich lautes Lachen aus. Ich bin mir selten so dämlich vorgekommen, wie dort oben. :D
Mit Andrea, Janina und Maik sind wir durch die Karangahake Gorge, in der früher Gold abgebaut wurde, gewandert. Nach einem kurzen Zwischenstopp an den Owharoa Falls ging’s  dann los in die Schlucht, wo wir einen Teil des Karangahake Gorge Historic Walkway liefen, welcher am Ohinemuri River entlang führt. Der Weg war schon etwas abenteuerlich, weil man nicht nur sehr wacklige Hängebrücken passieren musste, sondern auch einen alten, unbeleuchteten Minentunnel – in dem es auch Glüwürmchen gab – durchquert. Nach gut zwei Stunden mussten wir dann schließlich umkehren, da wir noch zum Waihi Beach weiterfahren wollten. Dort mussten wir feststellen, dass das Wasser doch kälter war als erwartet, weshalb wir uns dann nur am Strand gesonnt und Muscheln gesammelt haben.

Owharoa Falls
Karangahake Gorge
Waihi Beach

In letzter Zeit gab es leider so wenig Arbeit, dass wir zwar grade so unsere Unterkunft finanzieren konnten, aber nicht wirklich etwas angespart haben, was eigentlich unser Ziel war. Da sich unser Aufenthalt hier so einfach nicht mehr gelohnt hat, haben wir uns jetzt dazu entschieden, unsere kleine, internationale „Familie“ im Loft leider früher als geplant zu verlassen. Deshalb feiern wir nun heute Abend nicht nur Andreas Geburtstag, sondern auch unseren Abschied. Bin mal gespannt, wie das wird. :D

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