Nach ein paar letzten schönen Tagen, in denen wir sogar nochmal Orcas gesehen haben, hieß es für uns Abschied nehmen. Abschied, von dem Land, in dem ich nun 7 Monate gelebt und auch so Vieles erlebt habe.
Der Flug hat dann doch etwas länger gedauert als erwartet.
Das lag daran, dass wir unterwegs wieder umdrehen und nach Darwin (Australien)
zurückfliegen mussten, um einen Passagier, der krank geworden ist, aussteigen
zu lassen. Bis dann endlich der ganze Papierkram erledigt war und wir eine
Starterlaubnis hatten, waren schließlich mehrere Stunden vergangen. Deshalb
haben wir dann unseren Anschlussflug in Dubai verpasst und mussten knapp 6
Stunden auf die nächste Maschine warten. Als wir dann endlich gut in Frankfurt
gelandet waren, wurden wir von unseren Familien empfangen, die uns schon
sehnlichst erwartet haben. Kurz später hat mich auch mein Patenonkel
überrascht, indem er einfach so am Flughafen aufgetaucht ist, ohne dass
irgendjemand etwas davon wusste. :) Zurück
im schönen Saarland haben uns Lenas Eltern noch auf einen Cocktail bei sich
zuhause eingeladen. Dort haben dann auch schon Nicole und Jana auf uns gewartet.
Gemeinsam haben wir viel erzählt und gelacht, bevor ich dann endlich um ca. 2
Uhr nachts todmüde in mein EIGENES Bett gefallen bin. Am nächsten Tag wurde ich
dann von meinen Verwandten und Freunden „überfallen“, die mich eigentlich schon am
Tag zuvor erwartet hatten. An dieser Stelle nochmal Tschuldigung für
die ungeplante Verspätung! :D
Schon nach den ersten paar Tagen hier, musste ich merken, wie
anders Deutschland doch ist – vom Fahren auf der „falschen“ Straßenseite will
ich erst gar nicht anfangen. :D Alles ist so viel größer und hektischer als im
schönen kleinen Neuseeland. Jetzt muss ich mich erstmal wieder daran gewöhnen
hier zu leben, ohne all die grünen Hügeln, ohne das Meer und ohne all die
Sandfly-Stiche (letzteres sollte mir allerdings nicht so schwer fallen :D ). Hier, wo
es weder die super leckeren Tim Tams gibt, noch alle 2 Meter ein überfahrenes
Tier auf der Straße liegt; hier, wo ohne die ganze Bürokratie überhaupt nichts
funktioniert; hier, wo jeder gleich verrückt wird, wenn er mal 20 Minuten vorm
Gepäckband auf seinen Koffer warten muss; hier, wo jeder versucht, der Beste zu
sein, das größte Haus, das teuerste Auto und den schönsten Partner zu haben; hier,
wo man komisch angeschaut wird, wenn man mit Flip Flops einkaufen geht und
wildfremde Leute auf der Straße anlächelt oder gar grüßt. Aber neben all dem
Negativen ist mir auch das Positive an Deutschland aufgefallen, das, wofür uns
andere Länder (u.a. auch Neuseeland) so sehr schätzen. Die perfekte
Organisation, der technische Fortschritt, unsere Wirtschaft, der Wohlstand, unsere starke Demokratie, die
super ausgebaute Infrastruktur… Das alles, was vielleicht erst durch all diese
Hektik, den Ehrgeiz, die Perfektion, die „lieber sofort erledigen als auf
morgen zu verschieben“-Einstellung, vielleicht nicht durch die
Unfreundlichkeit, aber durch den Rest ermöglicht wird.
Wie vermutlich jeder der so etwas bereits gemacht hat, kann
ich einen Auslandsaufenthalt und auch Neuseeland nur empfehlen. Damals hat sich
Neuseeland gegen seine „Konkurrenten“ Südafrika, Kanada, USA und Australien
durchgesetzt, weil es einfach so vielfältig auf relativ kleinem Raum ist. Hier
gibt es Vulkane, Geysire, Fjorde, Gletscher, Berge, Höhlen, Strände, Seen,
Regenwälder, Wasserfälle, die typische „Auenland“-Landschaft, aber neben der
puren Natur auch Großstädte wie Auckland oder Wellington. Ich muss zugeben,
dass ich ziemlich hohe Erwartungen an das Land hatte – und ich wurde definitiv
nicht enttäuscht! Ganz im Gegenteil: selbst nach 7 Monaten wurde ich immer
wieder aufs Neue positiv überrascht. Was die Natur hier geschaffen hat, ist
einfach unfassbar! Man kann gar nicht beschreiben, wie schön es hier ist, und
selbst auf meinen Bildern kommt alles nicht mal halb so gut rüber wie in echt. Mir
fehlen immer noch die Worte. Das muss man einfach selbst gesehen haben!
Ich habe hier nicht nur ein wundervolles Land und seine
Kultur kennengelernt, sondern auch viele nette Menschen aus aller Welt getroffen
– und deshalb auch die schlechte Seite am Reisen kennengelernt: Man trifft neue
Leute, freundet sich mit ihnen an, hat eine super Zeit zusammen und nach nur wenigen
Tagen oder Wochen trennen sich die Wege – das alles unter dem Bewusstsein, dass man
sich in den meisten Fällen vermutlich nie wieder begegnet…
Ich habe gemerkt, dass das Englisch Hörverstehen vielleicht
gar nicht so doof war, wie ich es zu meiner Schulzeit immer fand. In Wirklichkeit
kann man ja schließlich auch nie die Hintergrundgeräusche ausblenden und auch
niemand spricht ohne irgendeinen Akzent. Apropos Akzent: Der ist in Neuseeland
auch etwas gewöhnungsbedürftig (mit der Zeit kommt man aber gut damit klar). Die
Kiwis sprechen den e-Laut nämlich als i-Laut aus – da wird aus „wet“ schnell schonmal
„weed“, was für ein paar Verwirrungen sorgen kann. :D
Außerdem habe ich schätzen gelernt, was ich zuhause habe – mal
ganz abgesehen vom Essen. :D Hier merkt man erst mal wie teuer eigentlich
„leben“ ist. Kurz vor meiner Abreise, habe ich alle meine Verwandten und
Freunde ihre Wünsche o.ä. in ein Buch eintragen lassen. Damals haben meine Eltern
folgenden Spruch rein geschrieben: „Der Mensch reist durch die Welt auf der
Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu
finden.“ Und ich kann nun sagen: Es stimmt! Es war eine super Erfahrung, das
alles zu erleben. Ich weiß jetzt aber auch, wo ich hingehöre: nämlich ins
kleine bescheidene Saarland. Das soll jetzt aber natürlich nicht heißen, dass
ich aufhören werde zu reisen. Ganz im Gegenteil: Ich möchte neue Länder,
Menschen und Kulturen kennenlernen und so viel von unserer Welt sehen, wie nur
geht. Und ich hoffe, dass ich auch irgendwann nochmal an dieses wunderschöne
Stückchen Erde zurückkommen kann.
Ich habe hier aber auch viel über mich selbst und meine
Grenzen gelernt und ich kann sagen, dass ich mich verändert habe – und zwar
nicht nur, weil ich mittlerweile hochdeutsch sprechen kann und es schaffe,
innerhalb von knapp 4 Minuten zu duschen. :D Ob das jetzt gut oder schlecht
ist, soll, denke ich, besser jeder für sich selbst entscheiden.
Zu guter Letzt möchte ich noch einmal „Danke“ sagen: Danke
an meinen „Travelmate“ Lena, die dieses Abenteuer mit mir gemeinsam
durchgestanden hat. Danke an meine Familie und Freunde, die mich von zuhause
aus bei allem unterstützt haben, was ich getan habe. Danke an die Kiwis, die
uns – egal wo – so herzlich aufgenommen haben, auch wenn ihr es nie geschafft
habt uns von Marmite bzw. Vegemite zu überzeugen. :D Danke an all die Leute, die ich
hier kennengelernt habe und die die letzten 7 Monate zur wahrscheinlich besten
Zeit meines Lebens gemacht haben. Danke für all die unvergesslichen, witzigen,
schönen und auch weniger schönen Momente, die ich hier erleben durfte. Und
natürlich nicht zu vergessen: Danke an euch Leser, die meinen Blog die ganze
Zeit mitverfolgt haben, und denen ich damit hoffentlich eine Freude machen
konnte. :)
Da mich die meisten Leute fragen,
welche Orte mir hier in Neuseeland am Besten gefallen haben, habe ich mal eine
Liste meiner persönlichen (landschaftlichen) „Top 10“ erstellt – oder es
zumindest mal versucht:
- Tongariro Alpine Crossing: Eine Wanderung, vor der ich großen Respekt hatte, und ich hätte es sowas von bereut, wenn ich sie nicht gemacht hätte! Das Gefühl, dort oben am höchsten Punkt zu stehen und auf all die Krater, die getrockneten Lavaflüsse, die Vulkane und die türkisfarbenen Seen herabzuschauen, ist einfach unbeschreiblich geil. Auch wenn man kein Herr der Ringe Fan ist, sind die Mordor-Landschaft und der Schicksalsberg (Mt. Ngauruhoe) unheimlich beeindruckend.
- Fiordland Nationalpark: Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, warum der Milford Sound als das 8. Weltwunder bezeichnet wird! Der Fjord ist schlicht und einfach „sweet as“ (um es mit neuseeländischen Worten zu beschreiben). Wir haben damals eine 2-stündige Cruise gebucht, auf der wir, vorbei mehreren Wasserfällen, raus bis zur Tasman Sea gefahren sind, wo wir schließlich wieder gedreht haben. Aber nicht nur die Fjorde selbst, sondern der gesamte Nationalpark ist echt sehenswert. Kein Wunder, dass hier allein 3 von Neuseelands 9 Great Walks hier starten. Einen Teil des Routeburn Tracks sind wir auch gelaufen. Der Weg zum Key Summit ist perfekt für eine kurze Tageswanderung und bietet wunderschöne Aussichten über das Gebirge und verschiedene Bergseen.
- Queenstown: Queenstown ist glaube ich die Stadt, die mir hier am besten gefallen hat, und das, obwohl es weder besonders groß ist, noch gibt es viele tolle Sehenswürdigkeiten. Aber irgendwas macht die kleine Stadt besonders und ich kann nicht genau sagen, was es ist… Vielleicht die Kulisse, die durch den Lake Wakatipu und die umliegenden Berge geschaffen wird, vielleicht die kleinen Straßen voller Geschäfte und Bars, in denen an jeder Ecke ein Straßenmusiker sein Talent unter Beweis stellt, vielleicht die multikulturelle Atmosphäre, die durch die Mischung aus Einheimischen, Backpackern, Abenteuertouristen und allen anderen entsteht oder vielleicht auch einfach der Ruf als Heimat des vermutlich besten Burger der Welt, dem Ferg Burger. :D Aber nicht nur Queenstown und der Lake Wakatipu selbst, sondern auch die größere Umgebung inklusive Lake Wanaka und Mt. Aspiring Nationalpark sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
- Abel Tasman Coastal Track: Türkisfarbenes Wasser, goldener Sandstrand, grüner Urwald – was will man mehr? Der knapp 60km lange Abel Tasman Coastal Walkway ist einer von Neuseelands Great Walks und führt durch den gleichnamigen Nationalpark. Unterwegs kann man sich immer wieder in den wunderschönen kleinen Buchten niederlassen und im Meer abkühlen, bevor es weiter zum nächsten Übernachtungsplatz geht. Aber wie sagt man so schön: Ein Bild sagt mehr als 1000 Wort – also seht einfach selbst:
- Coromandel Peninsula: Highlight der Halbinsel ist natürlich die Cathedral Cove. Der Strand ist mit seinen Kalksandsteinformationen im klaren Wasser definitiv einer der schönsten Strände, die es gibt auf der Welt. Nicht weit entfernt liegt der Hot Water Beach. Dort kann man sich in seinem selbstgegrabenen Hot Pot von dem ca. 30 minütigen Weg zur Cathedral Cove erholen. Und wenn es einem zu heiß wird, kühlt man sich einfach wieder im Meer ab. Aber auch der weniger touristische Norden der Peninsula ist sehenwert – sowohl die West- als auch die Ostküste. Über eine sagen wir mal typisch neuseeländische Straße :D fährt man an schönen Buchten, steilen Klippen und grünen Wiesen entlang bis es nicht zumindest mit dem Auto nicht mehr weitergeht. Dort startet dann der Coromandel Coastal Walkway, den wir allerdings nicht gemacht haben. Der New Chums Beach wurde in die Top 10 der schönsten Strände der Welt gewählt und ist auf jeden Fall auch einen Besuch wert (auch wenn man zuvor ca. 20 Minuten laufen muss, um dorthin zu gelangen). Außerdem gibt es hier noch unzählige andere Strände und Buchten, die man entdecken kann, wenn man einfach nur drauflosfährt und die Augen etwas offen hält.
- Rotorua: ist vermutlich der Ort, der meiner Nase am Besten in Erinnerung bleiben wird. :D Durch die geothermalen Aktivitäten hier stinkt es hier aber nicht nur nach faulen Eiern, sondern es gibt auch unheimlich schöne Parks, in denen man Geysire, Krater, Sinterterrassen, blubbernde Schlammtümpel und solche bunt gefärbten Seen wie auf dem Bild unten bestaunen kann. Und danach kann man dann in einer der vielen heißen Quellen um die Kleinstadt herum entspannen. :) Außerdem gilt Rotorua auch als „Maori-Hochburg“ und ist somit der perfekte Ort, um mehr über die Neuseeländischen Ureinwohner zu lernen. Wir haben dazu damals das Whakarewarewa Maori Village besucht, in dem wir und neben einer Führung durch das kleine Dorf auch eine traditionelle Tanzshow angeschaut haben.
- Waiheke Island: Die kleine Insel im Hauraki Gulf eignet sich perfekt für einen Tagesausflug von Auckland aus. Nach nur ca. 40 Minuten Fahrt (mit der Fähre) meint man, sich in einer komplett anderen Welt zu befinden: kleine Boote anstatt lauten Autos, Vogelgezwitscher anstatt Polizeisirenen, Weinbergen und kleinen Buchten anstatt Hochhäusern… Wir sind damals ohne richtigen Plan einfach mal drauflos gelaufen und hatten am Ende des Tages eine schöne, aber auch anstrenge Wanderung entlang verschiedener Strände, über Felder und Weinberge hinter uns.
- Northland: Der Roadtrip in den nördlichsten Teil Neuseelands war auch der letzte Teil unserer Reise und hat sich deshalb irgendwie seltsam angefühlt. Dennoch ist Northland eine Region, die man unbedingt gesehen haben sollte, wenn man nach NZ kommt. Egal ob die kleine Hafenstadt Whangarei, die Bay of Islands mit den ruhigen Fischerdörfern Russel und Paihia, Cape Reinga, die riesigen Sanddünen in Te Paki, der größte Kauri-Baum Neuseelands, diverse Wasserfälle oder die unzähligen schönen Strände – hier ist eigentlich für jeden etwas dabei.
- Lake Pukaki, Lake Tekapo und Mt. Cook Nationalpark: Eigentlich müssten diese Orte wesentlich weiter oben in der Liste stehen. Da uns hier aber leider das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und wir somit kaum etwas von der mit Sicherheit wunderschönen Gegend sehen konnten, stehen sie in meiner persönlichen Liste nur auf Platz 9. :(
- Dunedin: In der schottischsten Stadt Neuseelands gibt es endlich mal auch ein paar Gebäude zu bestaunen. Gerade für uns Deutsche ist es nämlich echt ungewohnt, in Städte zu kommen, in welchen es keinerlei historische Gebäude gibt. Aber mal abgesehen von den Häusern, befindet sich in Dunedin übrigens auch die steilste Straße der Welt: die Balwin Street. Ein weiteres Must-Do wenn mal schon mal hier ist, ist ein Ausflug zur Otago Peninsula. Dort steht nicht nur Neuseelands einziges Schloss, sondern auch die Landschaft und vor allem die Tierwelt locken viele Besucher an.
So, das war’s! Ich hoffe, ich
konnte euch mit meinem Blog einen kleinen Einblick in das Leben eines
Backpackers geben. Wenn ihr noch irgendwelche Fragen habt oder vielleicht
selbst so etwas vorhabt, könnt ihr euch natürlich gerne an mich wenden. Also
bis dann: Cheers! :)
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